Frankreich: Laurent Ulrich zum Bischof von Paris ernannt

Quelle: FSSPX Aktuell

Bischof Laurent Ulrich bei der Inbesitznahme seines neuen Bistums am 23 Mai

In der Ernennung für das Pariser Erzbistum offenbart sich der Regierungsstil des Papstes. Und der ist bezüglich seiner Personalpolitik zweifelhaft. Gelinde gesagt.

Die Presse reagierte jedenfalls auf den neuen Erzbischof freundlich. Jean-Marie Guénois berichtete im Le Figaro Ende April dieses Jahres, Ulrich verfüge über eine lange bischöfliche Erfahrung, da er diese Verantwortung rund zwanzig Jahre lang ausgeübt habe: „zunächst in Chambéry (2000–2008) und dann im Norden in Lille (2008–2022). Er ist ein eher methodischer Mann, der für seine Management- und Verwaltungsfähigkeiten bekannt ist.“ Der Inthronisierte habe eine natürliche Autorität, ohne autoritär zu sein.  

Der Brief Nr. 860 der Laienorganisation Paix liturgique vom 26. April beschreibt Msgr. Laurent Ulrich als jemanden, der „nichts Traditionelles an sich hat.“ Er liege ganz auf Kurs des Bergoglianischen Pontifikats. Als Erzbischof von Lille sei er von einem Klerus aus dem Norden umgeben gewesen, der progressiver war als er selbst. Drei große Affären waren seinerzeit zu bewältigen. „Er möchte, dass man weiß, was seine Linie ist“, liest man bei Paix liturgique, nämlich die „Aufnahme von Migranten, Nähe zu den Armen.“ Auch dann wieder das Lob als guter, umsichtiger Verwalter, der Lärm und Wut verabscheut. 

Der ehemalige Erzbischof Aupetit, der einen schwierigen Charakter hatte und mit seinen Untergebenen nicht immer sanft umging, musste allerdings unter sehr unschönen Umständen gehen. Der Hintergrund: „Papst Franziskus betrachtet ‘Klatsch’ bekanntlich wie die Pest,“ schreibt Sandro Magister in seinem Blog Settimo Cielo vom 5. Mai. Der Papst habe niederträchtige Nachrede mehrfach sogar für krimineller als Terrorismus befunden. Dennoch zögerte Franziskus nicht, Erzbischof Aupetit auf dem von ihm selbst so genannten ‚Altar der Heuchelei‘, zu opfern. Magister fasst zusammen: „Michel Aupetit, der seit 2017 Erzbischof von Paris war, wurde durch eine massive Medienkampagne gestürzt, die eine angebliche Beziehung zu einer Assistentin ausgrub und gegen ihn wendete, eine Affäre, die jedoch von den kirchlichen Behörden Jahre zuvor als unbegründet eingestuft worden war. Bereits 2020 folgte die Absetzung von Philippe Barbarin als Erzbischof von Lyon demselben Muster: Obwohl er von der Justiz entlastet wurde, erlag er schließlich einer Flutwelle von medienwirksamen Anschuldigungen wegen mutmaßlicher Vertuschung sexuellen Missbrauchs. […] Und heute ist es der Erzbischof von Köln, Kardinal Rainer Maria Woelki, der im Rampenlicht steht und einer ähnlichen Medienkampagne ausgesetzt ist, obwohl er in Wirklichkeit nur angegriffen wird, weil er eine der wenigen wichtigen kritischen Stimmen im Synodalen Weg der Kirche in Deutschland ist. […] Der Erzbischof von Mailand, Mario Delpini, steht ebenfalls unter Beschuss, auch hier, weil er angeblich Missbrauch gedeckt hat. Paris, Lyon, Köln und Mailand sind allesamt sehr wichtige Diözesen. Und doch war es der ‚Altar der Heuchelei‘, der über die Absetzung ihrer jeweiligen Amtsinhaber entschieden hat, selbst für den Papst.“  

Am 25. April schrieb Andrea Gagliarducci auf der Webseite von Monday Vatican:

Das Problem mit dem Altar der Heuchelei ist, dass das Gewicht der öffentlichen Meinung unerträglich wird. Und das beeinflusst auch die Kriterien für die Auswahl neuer Bischöfe, denn ihre Positionen müssen so sein, dass die öffentliche Meinung sie verstehen kann, damit die Kirche nicht angegriffen wird. […] Der Druck der öffentlichen Meinung und die Opfer auf dem Altar der Heuchelei sowie der Karrierismus, an dem es auch unter dem Pontifikat von Franziskus nicht mangelt der jedoch vorgibt, beides energisch zu bekämpfen, spielen eine entscheidende Rolle bei den Entscheidungen.“ Damit sei Papst Franziskus im Laufe der Jahre zum Protagonisten dessen geworden, was von vielen als ‚pastorale Wende‘ definiert wurde. So seien wichtige Ernennungen vorgenommen worden, um die Kirche gegen den doktrinären, moralischen und liturgischen ‚Klerikalismus‘ zu positionieren. Gagliarducci: „Das Profil einiger neuer Bischöfe, die sofort zu Kardinälen wurden, zeugt davon: in den USA Blaise Cupich, Wilton Gregory, und Joseph Tobin, die alle befördert wurden. In Lateinamerika war es die Ernennung des Erzbischofs von Huancayo Pedro Barreto Jimeno zum Kardinal und die Beförderung des Franziskaners Celestino Aos zum Erzbischof von Santiago, aber auch der wachsende Einfluss von Bischof Robert Francis Prevost von Chiclayo (Peru).

In vielen Fällen habe der Papst Mitgliedern religiöser Orden, insbesondere Jesuiten und Franziskanern, sein Vertrauen geschenkt, weil er wahrscheinlich den Eindruck hatte, dass er ihre Mentalität gut kennt und sie vor den Auswüchsen des Karrierismus sicher weiß. Diese pastorale Wende, die sich auch in den Absichten der Kurienreform widerspiegelt, ist für Andrea Gagliarducci jedoch keine Garantie für eine gute Regierungsführung:

Wenn man um jeden Preis den Ansatz ändern will, läuft man Gefahr, dass die neu installierten Mächte unerfahren sind, was nicht gut ist.