
William M. Joensen, seit 2019 Bischof der Diözese Des Moines in Iowa (USA), hat sieben konkrete Regeln gegen den Einfluß der Gender-Ideologie in seiner Diözese veröffentlicht, die ab dem 16. Januar 2023 in den 80 Pfarreien, 17 Schulen und vier Krankenhäusern der Diözese gelten sollen.
Priester, Lehrer, Eltern und Schulleiter hatten die Diözese nämlich aufgefordert, einheitliche Standards für alle Schulen und Pfarreien festzulegen. Für Bischof Joensen, der vor seiner Ernennung zum Bischof über eine lange Erfahrung als Universitätsseelsorger verfügte, könnten diese Standards auch in anderen Diözesen als Beispiel dienen.
Die Regeln werden im Anschluss an einen sechsseitigen Text mit dem Titel „Leitfaden und Richtlinien zur Geschlechtsidentität“ vorgestellt, der auf der Website der Diözese veröffentlicht wurde. Der Text ist in drei Teile gegliedert: „Die Kirche und ihre Sendung zu allen Zeiten und an allen Orten“, „Geschlechtsdysphorie und der pastorale Imperativ der mitfühlenden Sorge“ und „Allgemeine Zusammenfassung der katholischen christlichen Lehre über die menschliche Person“.
Im Dokument selbst heißt es: „Das Ziel ist nicht nur die Bewahrung der Lehre, sondern der Schutz der Personen, insbesondere der Minderjährigen, die durch eine falsche Wissenschaft und eine der menschlichen Natur widersprechende Ideologie geschädigt wurden.“
„Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen“
Die festgelegten Regeln basieren auf dem Grundsatz, das biologische Geschlecht der Menschen zu respektieren, da sie „auf der göttlichen Offenbarung und der Lehre der Kirche beruhen, dass unsere Identitäten als Mann und Frau im Rahmen von Gottes Vorsehungsplan für die Menschheit festgelegt sind. Das Geheimnis der menschlichen Sexualität als Schlüsselkomponente der persönlichen Identität wird als ein von Gott geschaffenes Geschenk empfangen, das wir nicht zu ändern versuchen dürfen.“
Aus diesem Grund werden dem Personal und allen Beteiligten im täglichen Umgang miteinander in den jeweiligen Einrichtungen verboten, andere Pronomen als das tatsächliche Geschlecht zu verwenden. Umkleidekabinen und Toiletten werden nach dem biologischen Geschlecht getrennt und die Verabreichung von Pubertätsblockern ist in katholischen Einrichtungen untersagt.
„Jeder Mensch sollte sich normalerweise in einer Weise präsentieren, die der ihm von Gott verliehenen Würde entspricht. Wenn es eine Kleiderordnung oder eine Uniform gibt, müssen alle Personen der Kleiderordnung oder der Uniform folgen, die ihrem biologischen Geschlecht entspricht.“
Die amerikanische Diözese zitiert die American Psychiatric Association, die gezeigt hat, dass Geschlechtsdysphorie „die psychologische Notlage ist, die aus einer Inkongruenz zwischen dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht und der Geschlechtsidentität resultiert.“ (Diagnostic of Gender Dysphoria, 2022, Psychiatry.org). Erwähnt wird auch Papst Franziskus, der sich fragte, ob „die sogenannte Gender-Theorie nicht ein Ausdruck von Frustration und Resignation ist, die versucht, den sexuellen Unterschied aufzuheben, weil sie nicht mehr weiß, wie sie damit umgehen soll. Ja, es besteht die Gefahr, dass wir einen Schritt zurückgehen. Die Aufhebung des Unterschieds schafft in der Tat ein Problem und keine Lösung.“ (Generalaudienz, 15. April 2015).
Der sechsseitige Text ist eine detaillierte Darstellung der katholischen Position zu Sex und Gender. Angesichts einer Person, die an Geschlechtsdysphorie leidet, wird erklärt, es „müssen Diskriminierung und feindselige Behandlung entschieden vermieden werden“, doch die wahre Hilfe ist „die Begleitung auf dem Weg zur persönlichen Heilung, Selbstakzeptanz, Integration und zum Frieden. (...) Jede Antwort, die die wahrgenommene Entkoppelung zwischen dem biologischen Geschlecht und der Geschlechtszugehörigkeit ratifiziert und verstärkt, ist keine echte Mitmenschlichkeit.“ Zusammenfassend wird in dem Dokument festgehalten: „Nächstenliebe muss im Licht der Wahrheit verstanden, bestätigt und praktiziert werden. Diese Menschen müssen daher ermutigt werden, die Harmonie zwischen ihrem biologischen Geschlecht und ihrer Geschlechtszugehörigkeit zu suchen, nicht indem sie das eine oder andere ablehnen, sondern indem sie sich Christus und den medizinischen und psychologischen Diensten zuwenden, die in einer authentischen Anthropologie verwurzelt sind.Es würde dem Wohl der Person widersprechen, wenn Angehörige der Gesundheitsberufe, Familienmitglieder, Lehrer oder Priester die Entfernung gesunder Gliedmaßen, Genitalverstümmelungen oder eine Hormonbehandlung fördern und begünstigen würden“, erklären die Verfasser des Textes und führen aus: „Solche Behandlungen, insbesondere bei Kindern, sind invasiv und störend, wenn man die Aspekte der Person als Ganzes berücksichtigt: biologische, psychologische und spirituelle.“
Der Gender-Ideologie stellt die Diözese die Realität der menschlichen Person gegenüber, die „eine Körper-Seele-Vereinigung ist, und der Körper – als männlich oder weiblich geschaffen – ist ein wesentlicher Aspekt der menschlichen Person. Es gibt eine komplexe Realität, die mit dem Geschlecht einer Person verbunden ist und die physische (d. h. die Keimdrüsen und andere offensichtliche Merkmale), psychologische und soziale Komponenten einbezieht. Eine gesunde Person ist eine Person, in der diese Dimensionen integriert sind. Die Diagnose Geschlechtsdysphorie rechtfertigt nicht die Veränderung des Körpers durch medikamentöse Hormontherapien oder Operationen; die Person hat vielmehr das Recht, bedingungslose Liebe und Unterstützung sowie psychologische und seelsorgerische Betreuung zu erhalten.“
Die Stimmen der Protestierenden
Die größte LGBT-Lobbygruppe in Iowa veröffentlichte sofort eine Erklärung, in der sie die Kirche des „Hasses“ beschuldigte, weil sie Misgendering (falsche Verwendung des Geschlechts) betreibe. Man ist der Meinung, nur die Betroffenen können selbst bestimmen, was für sie ‚gut‘ ist, und nicht jemand anderes: „Das Mitgefühl zu nennen, bedeutet, Hass mit Liebe zu verwechseln. Sie können nicht vorgeben, mitfühlend zu sein, während Sie Menschen schlecht behandeln und ihnen den Zugang zu Räumen verweigern, für die Sie verantwortlich sind.“ Die Sprecherin der Lobbygruppe, Courtney Reyes, wettert außerdem, dass die Regeln „die notwendige medizinische Versorgung einschränken, das Personal zwingen, die Schüler falsch einzuteilen und Sicherheitsprobleme in den Umkleideräumen verursachen.“
Die demokratische Senatorin Claire Celsi sprach sich gegen das Vorgehen der Diözese aus und erklärte gegenüber dem Des Moines Register, dass „viele Menschen, die ihre Geschlechtsidentität oder sexuelle Orientierung erforschen, oft jung sind und sich manchmal an Lehrer oder Schulverwaltungen wenden, um Unterstützung zu erhalten. Aber die von der Diözese verfolgte Politik schafft nun die Schulen als diese Zufluchtsorte ab.“
Wokismus ist „ein Krieg gegen die katholische Kirche“
Der Journalist Rod Dreher zögerte dagegen nicht, Bischof Joensens Politik in The American Conservative vom 17. Januar zu loben: „Es ist verblüffend, dass Regeln des gesunden Menschenverstands wie diese heutzutage als ungewöhnlich und mutig angesehen werden, aber genau da stehen wir. Bravo für Bischof Joensen!
Was passiert, wenn der Staat beschließt, die öffentlichen Gelder zurückzuziehen? Das werden wir sehen. Aber wir sollten für diese Entscheidung dankbar sein. Wie sieht es in Ihrer Diözese aus? Bischof Joensen sollte man nicht allein lassen.“ Rod Dreher schrieb am selben Tag auf Twitter: „Großartige Neuigkeiten! Die katholische Diözese Des Moines, Iowa, wird sich nicht von Gender-Ideologen und Wokes einschüchtern lassen. Gut für Bischof Joensen, aber er sollte keinen Alleingang wagen.“
Für Leo James Terrell, einen Anwalt für Bürgerrechte und Berater von Fox News, „ist dies ein Krieg gegen die Religion. (...) Der Woke-Aktivismus hat die öffentlichen Schulen infiltriert und ihre nächsten Ziele sind die religiösen Institutionen. Sie versuchen, Angst zu erzeugen.“